In Zeiten von Diskussionen um Big Data, Mindestgrenzen in der Pflege und des neuen Pflegegesetzes stellt sich die Frage, wie die Erhebung routinemäßig erhobener Patientendaten in der Pflege helfen kann. Wie viel Pflegeaufwand wird eine Klinik mit einem Patienten haben? Wann kann er die Klinik verlassen und in welchem Zustand? Und wie viel Personal wird benötigt? Wie sich diese Fragen mithilfe patientenzustandsbezogener Daten beantworten lassen, ist Gegenstand der Dissertation von Madlen Fiebig von ePaCC, kurz für ergebnisorientiertes PflegeAssessment. An drei Kliniken in Deutschland und in der Schweiz untersuchte sie, ob sich auf Basis dieser Daten Zustandsgruppen bilden lassen, die einen bestimmten Ressourcenverbrauch vorhersagen. In den Gesamtdatensatz flossen unter anderem der Braden-Wert zur Messung des Dekubitusrisikos, Erschöpfung, Orientierung oder Mitteilungsvermögen ein. Madlen Fiebig kommt zu dem Ergebnis, dass Prädiktoren 58,48 Prozent der Varianz der Pflegeminuten erklären. Den größten Nutzen ihres Berechnungsmodells sieht die Diplom-Pflegewirtin in der Personalbedarfsbemessung, gefolgt vom Belegungsmanagement und der Erklärung des Pflegeaufwands anhand eines Sets an Prädiktoren in einem Minimum-Data-Set.
Aus der Praxis sprach Markus Pätzold vom Universitätsklinikum Essen. Der gelernte Krankenpfleger ist Teamleiter in der IT-Abteilung und dort für den Bereich der elektronischen Dokumentation zuständig. Seit dem Roll-out der elektronischen Patientenakte konnte die Zeit für die Patientenaufnahme teilweise um die Hälfte reduziert werden. „Es lohnt sich, Zeit und Geld in die Pflege zu strecken. Sie stellt die größte Berufsgruppe im Krankenhaus dar, und es ist sinnvoll, sie zu unterstützen“, resümierte er. Anschaulich zerriss Markus Pätzold auf der Bühne die konventionelle Patientenakte aus Papier, um zu zeigen: Diese Art der Dokumentation hat endgültig ausgedient.
Respekt vor den kilometerlangen Wegestrecken, die das Pflegepersonal täglich auf der Station zurücklegen muss, zollte die Betriebswirtin Pamina Göttelmann vom Schweizer App-Entwickler Imito. Im Zürcher Uniklinikum gab sie dem Pflegepersonal testweise iPhones und iPads mini an die Hand, um zum Beispiel Vitalparameter von Patienten zu erfassen und auf diese Weise Zeit einzusparen. Das Ergebnis: Während die Pflegekräfte die größeren und daher unhandlicheren iPads links liegen ließen, kamen die iPhones häufig zum Einsatz. 95 Prozent der Pflegekräfte wollten sie nicht mehr missen. „Effizienz und Mehrwert generieren sich durch Integration, Sicherheit und Usability“, sagte Pamina Göttelmann. Für sie bedeutet Digitalisierung aber nicht nur, analoge Arbeitsschritte auf ein digitales Device zu übertragen, sondern die Daten sinnvoll zu verknüpfen, wie es zum Beispiel die App imitoCam zur visuellen klinischen Dokumentation erlaubt.
(Quelle: https://www.dmea.de/Presse/Pressemitteilungen/News_63363.html?referrer=/de/Presse/Pressemitteilungen/#news-de-63363)
In der DMEA-Akademie diskutierten Madlen Fiebig und Dr. Dirk Hunstein gemeinsam mit Heiko Mania (NursIT) und Sven Kiebler (Klinikum Köln) im ausgebuchten Saal Praxistipps zur erfolgreichen Einführung elektronischer Dokumentation.